Sonntag mit Hindernissen #4
Sonntagmorgen. Ich trete mich aus dem Bett, frühstücke notdürftig und mache mich auf den Weg zur Gemeinde. Strammen Schrittes und angemessen erwartungsvoll betrete ich das Gemeindegebäude. Es riecht ein wenig nach Mäntelschweiß von der Kleiderstange rechter Hand, die immer aussieht wie so ein „Such‘ dir eine aus!“-Basar.
Von links umströmt mich Kaffeeduft, von dort, wo sich die kleine Teeküche befindet und später alle lieben Helferlein, „gerne abwaschen“. Böse Zungen behaupten ja, dass der „Kaffee danach“ eine essenzielle und entscheidende Rolle dabei spielt, um in den „Gottesdienst-Modus“ zu kommen und sich überhaupt erst auf den Weg zu machen!
Zugegeben, darauf freut sich einfach ein jeder: Auf das „Zusammenstehen“, Plaudern, Koffeinschlürfen und das Zerbröseln von trockenen Keksen, während man über Kinder, Autos und Hauskreisausflüge beratschlagt. Jeder, der gerade noch aus dem „Schlaf der Gerechten“ gefallen war, ist nun wach!
Ich habe oft überlegt, warum wir den Gottesdienst nicht einfach vorspulen und NUR noch zusammen Kaffeetrinken!? Würden wir uns dann schlecht fühlen? Säße Gott geknickt im Gottesdienstraum, während wir uns die Prinzenrolle zustecken? Wäre der Sonntag dann kein richtiger Sonntag mehr? Und wir nicht gesegnet genug? Kekse statt Kanzel? Eine ganze Woche ohne „geistliches Futter“? Was würden wir vermissen oder verpassen?
Für einen Moment lang bleibe ich im Eingangsbereich stehen und merke, wie es mich geradezu magnetisch zum knatternden Kaffeeautomaten hinüberzieht … Ich besinne mich dann aber doch eines Besseren. Kaffee wird eh völlig überbewertet, oder?
Prost Sonntag!
Eure Heiligunde