So auch heute. Wie immer musste alles stimmen! Mein lila-farbenes Outfit zum Beispiel, für das ich mich heute morgen vor dem Spiegel in aller Hast entschieden hatte. Mein verschlafener Gedankengang dahinter: Rot ist zu sehr Signalfarbe, blau lässt mich Wal-ähnlich erscheinen, also ein Gemisch aus beidem: Lila.
Da stand ich also in meinem lila-farbenen Kostümchen, hielt krampfhaft die verstimmte Gitarre umklammert und stoßbetete um ein Wunder, dass auch alles „stimmig“ sein würde! Ich kam mir jedoch weniger vor wie eine Lob-preiserin, sondern eher wie eine „Preis-elbeere“. Die erwartungsgeladenen Blicke der Gläubigen klebten jedenfalls an mir wie ein auslaufender Camembert-Käse …
Passender Vergleich, dachte ich noch, als plötzlich Gebetsschwester Sigrid die Bühne stürmte und mit ihrer Bibel so in der Luft herumfuchtelte, dass jeder Ventilator überflüssig wurde. Sie gab mutig eine halbe Stunde lang Zeugnis, wodurch mir leider nur noch zehn Minuten blieben, um die Gemeinde „vor den Herrn zu führen“.
Ein wenig Panik machte sich breit, als ich geschwind ein „Halleluja“ anstimmte. Da fiel der Overheadprojektor aus, eine Gitarrenseite riss und ich wünschte, ich hätte heute lieber mein Tarnkäppchen angezogen. Am Ende des Gottesdienstes kam dann die Zeugnisschwester auf mich zu, drückte mich und sagte: „Mensch, was für ein gesegneter Morgen, was!?“ Quantität ist eben auch nicht mehr das, was sie einmal war.
In diesem Sinne: Einen qualitativen Sonntag!
Eure Heiligunde