Junges Familienglück

Anna (25) und Daniel Harder (27), leben zusammen mit ihren drei Kindern Levi (6), Henry (4) und Evangeline (2) in Lohmar. Anna widmet sich ganz dem Haushalt und der Erziehung ihrer Kinder, Daniel ist Geschäftsleiter eines Pflegedienstes und Assistent eines Gemeindegründungs-Projekts in Köln. Mit Klartext sprechen sie über Glaube, Ehe und Familie.

Die deutsche Frau bekommt im Durschnitt mit 30 Jahren ihr erstes Kind. Anna, du hast dein erstes Kind mit gerade mal 18 Jahren bekommen. Wie seid ihr gemeinsam als junges Ehepaar damit umgegangen?

Anna: Wir sind da einfach reingewachsen, würde ich sagen. Das erste Kind war eine Überraschung. Ich hatte mich aber darauf eingestellt und die Situation stellte dann kein Problem mehr für mich dar.

Daniel: Also für mich war es ein bisschen schwierig. Weil das bedeutete, dass ich einen großen Teil meiner Freiheit hinter mir lassen musste, besonders, was Urlaub und das Reisen angeht. Aber es war trotzdem wirklich schön. Es ist nicht einfach, aber man wächst rein, so wie es Anna schon gesagt hat.

Welche Vorteile seht ihr in einer frühen Familiengründung? Welche Nachteile?

Anna: Ein Vorteil ist auf jeden Fall, dass ich noch viel Energie habe. Ich fühl mich überhaupt nicht überfordert.

Daniel: Ich sehe das ähnlich wie Anna. Ich bin noch jung und fit und kann noch ganz andere Aktionen mit den Kindern machen, als wenn ich erst mit 40 Papa geworden wäre. Zum Beispiel Skateboard-Fahren, was man dann vielleicht nicht mehr unbedingt macht. Ich merke aber auch, dass die Finanzen zum Teil noch fehlen. Was meinen Kindern aber besonders wichtig ist: Da ist ein Papa, der für mich Zeit hat. Er ist bereit, auch mit mir im Sandkasten zu spielen. Aber in das Elternsein muss man immer erst reinwachsen, egal in welchem Alter man Vater wird.

Wie habt ihr euch auf euer zweites und drittes Kind vorbereitet?

Daniel: Bei dem ersten Kind waren wir sehr aufgeregt und wussten so gar nicht, was da auf uns zukommt. Bei dem zweiten hat man schon seine Erfahrungen gemacht. Da war es viel entspannter. Bei der Dritten sowieso: Ab dem zweiten Kind wird es immer einfacher.

Kommen dann also noch mehr Kinder dazu, wenn es immer leichter wird?

Daniel: Nein, da kommt natürlich auch der zeitliche Faktor dazu. Man kann nicht einfach unendlich viele Kinder haben. Jedes Kind braucht eine angemessene Aufmerksamkeit (lacht).

Inwiefern ändern sich die Bedürfnisse und Sorgen als werdende Eltern zu denen als seiende Eltern?

Anna: In der ersten Schwangerschaft habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie ich das alles packen soll. Man weiß einfach nicht, was so auf einen zukommt. Man hat nur so eine ungefähre Vorstellung. Wenn man aber erst mal Eltern ist, dann sind die Sorgen auf die Zukunft der Kinder gerichtet. Wie wird es später sein, wenn sie etwas selbstständiger sind? Werden sie richtig ins Leben finden? Was werden das für Menschen? Werden sie in der Schule zurechtkommen und auch gute Freunde finden?

Daniel: Vor allen Dingen möchte man wieder ein bisschen mehr schlafen. In der Schwangerschaft schläft man nur und danach schläft man erst mal gar nicht (lacht).

Würdet ihr sagen, dass sich auch das Glaubensleben durch Kinder verändert hat? Ist ein regelmäßiges Bibellesen trotz des ganzen Stresses noch möglich?

Anna: Ja, Bibellesen ist absolut möglich und auch noch viel notwendiger als vorher. Ich brauche Gottes Führung in der Erziehung ganz unbedingt. Ich merke, wenn ich mir nicht genügend Zeit mit Gott nehme, dann fehlt mir oft die Geduld. Dann kann es sein, dass ich unverhältnismäßig hart reagiere, weil ich nicht ausgeglichen genug bin. Ich habe dann eine ganz bestimmte Zeit, während die Kinder Mittagsschlaf machen: so etwa 30–40 Minuten.

Wodurch zeichnet sich denn für euch ein gutes Zusammenleben in der Familie aus? Welche Prinzipien und Werte möchtet ihr euren Kindern auf den Weg mitgeben?

Daniel: Die Kinder sollen wissen, dass sie ehrlich zu uns sein können. Das Zweite ist, dass die Kinder für andere, aber auch für ihre eigenen Sachen Verantwortung übernehmen lernen und irgendwann selbstständige Entscheidungen treffen können. Wir wollen ihnen beibringen, selbstständig Dinge zu bewältigen.

Ihr musstet ja durch die frühe Elternschaft auch relativ früh lernen, Verantwortung zu übernehmen. Ungewöhnlich ist aber nicht nur das Alter, in dem ihr das erste Kind bekommen habt, sondern auch die Anzahl eurer Kinder. Die deutsche Frau bekommt im Durchschnitt 2 Kinder. Ihr habt gleich drei und dann noch so früh. Wie kompatibel sind „Paar-Sein“ und das „Eltern-Sein“ miteinander? Habt ihr auch kinderlose Zeiten? Oder dreht sich alles nur noch um die Kinder?

Anna: Wir haben auf jeden Fall noch Zeit zu zweit. Ich frage dann oft meine Mutter, ob sie auf die Kinder aufpassen kann. Wir gehen öfters aus und machen kurze Urlaube auch ohne Kinder. Wahrscheinlich kann ein kinderloses Paar schon mehr wegfahren, aber die Kinder gehören doch auch zu uns. Es ist ja nicht so, als ob wir keine schöne Zeit als Paar haben könnten, wenn die Kinder mit dabei sind.

Etwa jedes sechste Paar bleibt ungewollt kinderlos. Welchen seelsorgerlichen Rat würdet ihr jemandem in solch einer Situation geben?

Daniel: Zuerst würde ich auf jeden Fall empfehlen, dafür zu beten. Denn ich glaube, Gott tut Wunder. Weiterhin würde ich alles Medizinische versuchen.

Anna: Doch nicht alles Medizinische, da gibt es ja auch Seltsames.

Daniel: Ja, okay, nicht alles Medizinische. Aber ich würde mich damit komplett an Gott wendet. Und wenn er dem Paar doch kein Kind schenkt, dann würde ich ihn darum bitten, dass er eine Alternative schenkt. Dass er einen Frieden in der Situation gibt. Das kann nur Gott machen: dass man dann trotzdem glücklich ist und ein sinnvolles Leben hat – auch ohne Kinder.

Anna: Was maßgebend ist, wenn man Kinder hat, ist, dass man sich um jemanden kümmert, den man liebt. Wenn jemandem diese Aufgabe fehlt, dann kann er seine Liebe alternativ auch jemand anders geben. Man könnte sich überlegen, ob man adoptiert. Oder etwas tun, was der Aufgabe ähnelt, eigene Kinder aufzuziehen. Das kann genauso Sinn gebend sein.

Wie ist eure Meinung zum Adoptionsrecht von gleichgeschlechtlichen Paaren?

Anna: (lacht) Du willst uns Feinde machen. (ernst) Lass uns etwas Zeit, um eine weise Antwort zu geben.

Henry (kommt angelaufen und ruft): Mama und Papa! Mama und Papa!

Interessanter Kommentar, Henry!

Daniel: Ja, genau: Ein Kind braucht Mutter und Vater. Und wenn das Kind nur Erziehungsberechtigte gleichen Geschlechts hat, wird es dazu beeinflusst, später auch in diese Richtung zu gehen. Und diese Richtung entspricht meiner Meinung nach einfach nicht Gottes Ordnung.

In der gefallenen Welt ist Trennung der Eltern leider keine Seltenheit. Warum ist es für Kinder (noch) so wichtig, in einer intakten Familie mit beiden Elternteilen aufzuwachsen?

Daniel: Erst mal gibt es ihnen Sicherheit, Ordnung und Stabilität im Leben. Sie brauchen beide Elternteile, weil beide dem Kind etwas anderes mitgeben können.

Anna: Wenn ein Elternteil vom anderen Elternteil nicht genug Liebe bekommt, dann entsteht ein Defizit. Die Kinder haben dann oft das Gefühl, dieses Defizit füllen zu müssen. Sie übernehmen dann die Rolle des Ehepartners. Und das können sie nicht leisten. Ganz im Gegenteil: Sie brauchen die Liebe beider Eltern, ohne geben zu müssen. Sie sollen einfach nur empfangen.

Früher waren Familien aktive Lebens- und Lerngemeinschaften. Heute wird die Betreuung und Erziehung der Kinder zu einem großen Teil von Kindergarten und Schule übernommen. Den Eltern fehlt es oft an Qualitätszeit mit ihren Kindern. Dazu kommt in unserer modernen Lebensweise, dass keine traditionellen Vorgaben von Rollenzuschreibungen mehr gelten, sondern jedes Paar heute individuell aushandeln muss, wie der Alltag mit Kind gelebt werden soll. Wer bleibt zu Hause, wer geht weiterhin arbeiten? Wie können Eltern gegen diese Entwicklungen vorgehen? Und sollten sie das denn überhaupt?

Anna: Ich denke, man muss einfach ein Gefühl für seine Familie entwickeln und ehrlich zu sich selbst sein. Wenn eine Mutter merkt, dass es dem Kind wichtig ist, wenn sie noch zu Hause bleibt, dann sollte sie ihre Wünsche ein wenig zurückstellen und das dann auch tun. Ich habe beobachtet, wie Mütter, die sehr früh wieder zurück in den Job wollen, ihre Kinder mit großem Druck in die Kindertagesstätte bringen. Die Kinder durchleben so aber Verlustängste bis hin zur Panik und schreien sehr viel. Wenn das der Alltag ist, dann sollte die Mutter eigentlich merken, dass es noch zu früh ist, wieder arbeiten zu gehen.

Daniel: Man muss zuerst schauen, was die Kinder brauchen. Was für sie dran ist, bevor man darauf schaut, was man selbst gerade braucht.

Anna: Die Gesellschaft macht da einen großen Druck, was das angeht. Viele Frauen würden gerne länger zu Hause bleiben, haben aber das Gefühl, sie müssten arbeiten gehen, weil das eben alle so machen. Weil ein gewisser Lebensstandard erhalten werden muss. Inwiefern man gegen diese gesellschaftliche Entwicklung vorgehen sollte, das weiß ich nicht, aber man sollte auf jeden Fall sensibel für die Bedürfnisse der eigenen Kinder sein.

Daniel: Was ich gut finde, ist, dass Anna mit Levi 5 Jahre zu Hause geblieben ist und mit Henry 3. So konnten sie eine wirklich gute Bindung zu uns aufbauen.

Anna: Die richtige Reihenfolge ist auch wichtig. Die Familie sollte der Ort sein, wo sich die Kinder am wohlsten fühlen. Danach kommen erst Freunde, Kindergarten und so weiter. Was ich oft sehe, ist tatsächlich, dass Kinder ihre „Familie“ in der Kita finden und dann gar nicht so gern nach Hause zu der richtigen Familie wollen. Das liegt vermutlich daran, dass die sehr früh schon sehr viel Zeit an diesem Ort verbracht haben.

„Ehe und Familie sind ein Feld der Nächstenliebe, auf dem oft viel Arbeit geleistet werden muss!“ Was haltet ihr von dieser Aussage?

Daniel: Die Einstellung zum Partner und zu der Familie steht da im Vordergrund. Und daraus ergibt sich, welchen Einsatz man geben möchte. Ob man dann immer von Arbeit sprechen kann und sollte, ist eine andere Frage. Die Beziehung zu meiner Frau zu erhalten, würde ich eher als ein Werben um sie beschreiben. Man muss aber schon viel investieren. Liebe ist praktisch und bringt Taten hervor. Wenn ich meine Familie liebe, dann werde ich auch was für sie tun.

Letzte Frage: Ihr seid ein Teil einer Gemeindegründung in Köln. Was ist eure Vision? Was ist die geistliche Ausrichtung eurer Gemeinde?

Daniel: Wir sehen viele Menschen, die wieder nach Gott suchen. Die Gott finden und seine Jünger werden. Und zwar so, wie wir das in der Bibel lesen. Das sind Menschen, die bereit sind, alles zu geben, Jesus mit dem ganzen Leben folgen. Zusammengefasst ist unsere Vision: selbst solche Jünger zu sein und mit unserem Lebensstil andere zu überzeugen, ebenfalls in die Jüngerschaft reinzuwachsen. Genannt haben wir das: Jünger sein – Jünger machen.

Sehr interessant! Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Freude in der Gemeinde und an dem Familienleben!

Redakteurin Helena hat (noch) keine eigenen Kinder, freut sich aber sehr, dass es Levi, Henry und Evangeline gibt.

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