Gespräch über Gott und Ballett

Hallo Carla, wir sind hier im Momentum College in Gummersbach. Du studierst hier. Warum?

Carla: Ich nutze die Zeit am Momentum College, um in meine Beziehung zu Gott und in meine Berufung zu investieren. Ich möchte besser verstehen, wer Gott ist und wer ich bin. Mein Anliegen ist es auch, als Künstlerin zu wachsen, damit ich Gott immer besser mit der Kunst dienen kann – auch im säkularen Bereich. Dafür bietet mir das Momentum College, als eine Bibelschule für Kreative, alles an.

Beruflich bist du ja eigentlich Profi-Tänzerin und Model. Keine typisch christliche Beschäftigung – wie viele meinen. Wie passt deine Berufswahl mit dem Glauben zusammen?

Carla: Gott hat den Menschen mit einer Identität, einer Persönlichkeit und Gaben ausgestattet. Seine Talente zu verschwenden bedeutet für mich, an der eigenen Berufung vorbei zu leben. Unsere Fähigkeiten sind ein wichtiger Teil davon, wer wir sind. Deshalb sollten wir sie anwenden! Aber auf eine gute Art und Weise. Das gilt für jede Begabung, auch fürs Tanzen und Modeln. Wichtig sind gute Prinzipien und ein sinnvoller Zweck dahinter.

Stichwort Modeln: Die gesellschaftlichen Erwartungen an das Äußere – besonders das der Frauen – sind sehr hoch. Gibt es etwas, was du an dir ändern würdest, wenn du könntest?

Carla: Nein. (Längere Pause.) Ich würde gar nichts an mir verändern wollen. Früher habe ich meine Haare gehasst. Mit aller Macht und viel Chemie habe ich versucht, sie zu „verbessern“. Ich habe sogar dafür gebetet. Als ich aber eines Tages erkannt habe, wie Gott mich sieht, konnte ich meine Haare so annehmen, wie sie sind. Jetzt liebe ich sie einfach. Zwei wichtige Dinge möchte ich an dieser Stelle gerne weitergeben: Gott hat dir deinen Körper gegeben, nimm ihn an so wie er ist und liebe ihn. Gleichzeitig gab Gott dir aber auch die Fähigkeit, deinen Körper weiterzuentwickeln oder fit zu halten. Deshalb: Treibe Sport, ernähre dich gesund … Ich denke mir beispielsweise: „Hey Carla, du bist sehr schlank und möchtest ein wenig an Gewicht zulegen? Dann ab ins Fitnessstudio mit dir!“.

Aber deine Haare möchtest du nicht mehr verändern?

Carla: Nein, auf gar keinen Fall. Ich liebe meine Haare so, wie sie sind.

Das ist eine wirklich schöne Antwort. Vielen Dank! Eben hast du ein wenig über deine Arbeit erzählt. Was war eigentlich der schlimmste Job, den du jemals hattest?

Carla: Ich wurde für einen Tanzkurs in einer Schule in Brasilien gebucht – so nahm ich es zumindest an. In meinen Trainingsklamotten und mit einer Freundin im Gepäck fuhr ich los. An unserem Ziel angekommen, erwartete uns aber eine Überraschung: Moderator, große Bühne, viele grelle Lichter und 600 erwartungsvolle Zuschauer. Wir sind unverhofft auf einer Gala gelandet – und nicht in einem Tanzkurs. Uns blieben in etwa noch zehn Minuten Zeit, um eine Show einzustudieren. Wir zogen die Sache durch, auch wenn wir unter Schock standen. Noch ein wenig dramatischer verlief mein erstes Outdoorshooting in Deutschland. Es war Winter und eiskalt. Bei der Fotostrecke ging es um Aufnahmen in Spitzenschuhen. Nach zwei Stunden waren meine Zehen so eingefroren, dass ich eine ganze Stunde gebraucht habe, um sie wieder warm zu bekommen. Das ganze Team musste mir beim Wärmen helfen. Ich hatte richtig Panik, dass ein Schaden bleiben könnte. Im Nachhinein dachte ich mir: „Carla, du bist eben nicht mehr in Brasilien.“

Oh, das hört sich ja gefährlich an … Die Wetterunterschiede zwischen Deutschland und Brasilien sind offensichtlich. Kannst du auch einen Unterschied im Glaubensleben der Christen in Brasilien zu den Christen in Deutschland erkennen?

Carla: Brasilianer sind sehr offene und ausdrucksstarke Menschen, die viel über ihre Emotionen sprechen. Dementsprechend reden die Christen dort gerne viel und laut über ihren Glauben. Manchmal zu viel und zu laut. So kann es schnell passieren, dass ihre Lebensführung nicht zu dem passt, was sie so lautstark verkünden. In Europa ist das anders: Hier wird nicht so viel über den Glauben geredet. Kennt man eine gläubige Person aber länger, merkt man häufig, dass diese einen stabilen Glauben hat und ihn auch lebt. Ich möchte davon lernen und weniger reden, dafür aber mehr den Glauben leben.

Aber so wenig wie möglich von Gott zu reden, kann doch auch nicht die Lösung sein, oder?

Carla: Nein, natürlich nicht. Die beiden Dinge gehören zusammen und es ist wichtig, da die richtige Balance zu finden. Ich habe hier extreme Beispiele gewählt, um die Tendenzen zu beschreiben.

Machen wir doch mal das, was wir Deutsche üben sollten: Über Gott sprechen. Wie würdest du Gott in einem Wort beschreiben?

Carla: (Längere Pause) Das ist schwierig. (Überlegt …) Vielleicht allmächtig. Wenn ich noch mehr Wörter hinzufügen könnte, dann wären das: Liebe, Kraft und Autorität. Er ist für mich eine Mischung zwischen einer Person, die ich nicht gut kenne, und jemandem, der alles unter seiner Kontrolle hat. Wenn man von Gott spricht, muss man auch vom Glauben sprechen. Anders ist das nicht möglich.

Was bedeutet es denn für dich, zu glauben? Und wie würdest du deinen Dienst für Gott beschreiben?

Carla: Zu glauben bedeutet für mich, Gott zu lieben, ihm zu dienen und ich selbst zu sein. Meine Berufung sehe ich darin, andere dazu zu inspirieren, das Gleiche zu tun. Und ich möchte Kunst in die Gemeinden bringen. Denn die meisten Menschen sind sehr offen gegenüber Kunst.

Gibt es etwas an Gott, was du noch nie an ihm verstanden hast?

Carla: Ja, sooo viele Dinge. Ich versuche mich aber auf das zu konzentrieren, was ich verstehe. Auf das, was er mir gezeigt hat.

Was magst du am liebsten an deiner lokalen Gemeinde, der Gospel Church Cologne?

Carla: Ich liebe es, wie die Gemeinde Menschen dazu inspiriert, Gott näherzukommen. Sie ermutigt sie dazu, eigene Schritte im Glauben zu gehen. Was ich dort gelernt habe, bleibt – auch wenn ich mal eines Tages woanders hingehen sollte. Generell glaube ich an die Kraft der universalen Gemeinde. Ich stehe mit einigen Gemeinden in Deutschland und Brasilien in Kontakt. Das ist so wertvoll. Die einzelnen Gemeinden und Denominationen können sehr viel voneinander lernen.

Uns interessiert auch, wie du Erfolg definieren würdest. Und an welche Person du dabei denkst?

Carla: Erfolg hat für mich immer etwas mit Stabilität im Leben zu tun. Kann jemand die Bereiche Emotionen, Familie, geistliches Leben, Job und Finanzen stabil und in Balance halten, dann ist er für mich erfolgreich. Walt Disney ist für mich da so ein Beispiel. Er war Künstler mit einem großen Traum: hochwertige Cartoons für Kinder machen. Das hat er eindeutig geschafft. Die ganze Welt kennt Walt Disney-Filme. Gleichzeitig war er aber auch Geschäftsmann. Er wusste, wie man mit seiner Kunst Geld verdient. Obwohl ich nichts über sein Privatleben weiß, ist er für mich ein Beispiel dafür, dass man es mit einem Traum oder einer Idee weit bringen kann.

Und wie stellst du dir eigentlich Armut vor?

Carla: Oft geht es bei Armut nicht so sehr ums Geld, sondern um das Herz. Du kannst viel besitzen und doch innerlich arm sein. Oder du kannst nur wenig besitzen und dich dabei trotzdem reich fühlen. Alles eine Entscheidung des Herzens also.

Welchen Toten möchtest du mal treffen und warum?

Carla: Meinen Großvater. Ich habe ihn zwar nie kennengelernt, erkenne aber anhand seiner Nachkommen, was für ein guter Leiter er gewesen sein muss. Ich habe eine riesige Familie. Meine Mutter hat 12 Geschwister. Die meisten sind hingegebene Christen, die Gott lieben und ihm als Pastoren, Missionare oder auch in anderen Funktionen dienen. Er hat es geschafft etliche Familienmitglieder zu Gott zu führen. Nach meiner Definition ist er ein sehr erfolgreicher Leiter, ein inspirierender Mensch.

Seine Nachkommen zu Gott führen. Ein super Lebensmotto! Wie lautet deins?

Carla: Es ist ein Vers aus der Bibel: 2. Korinther 5,7. Ich möchte ein vom Glauben geprägtes Leben führen. Und nicht andauernd Beweise für Gottes Handeln einfordern.

Vielen Dank, Carla, für das spannende Interview. Und viel Erfolg auch weiterhin.

 

+Carla Silva (28), Profi-Balletttänzerin, Brasilianerin, seit 3 Jahren in Deutschland.

 

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