// Schritt 1: Schaff dir eine angenehme Atmosphäre
Jeder kennt das: Morgens ist man zu müde, nachmittags hat man keine Lust und abends hat man es vergessen. Oder man quetscht das Bibellesen irgendwo in den Tag rein – aber bleibt da was in Herz und Hirn hängen? Meine besten Zeiten mit der Bibel hatte ich, als zwei Dinge gewährleistet waren: geplante Zeit und Ruhe.
- Such dir einen Ort aus, wo du ungestört bist. Richte ihn dir so ein, dass du dich wohlfühlst – vielleicht mit einer Kerze, einer Decke, einer Tasse Kakao, Hintergrund-Musik und deiner Lieblings-Bibel. Wenn du das immer wieder machst, wird das irgendwann dein kleiner Tempel, in dem du dich ganz auf Gott und die Bibel ausrichten kannst.
- Plane außerdem eine bestimmte Zeit ein, in der du diesen Ort aufsuchst. Halte diese Termine in deinem Kalender fest und lade Gott dazu ein. Lass dich davon genauso wenig abbringen, wie du deine Freunde nicht bei einem geplanten Kino-Besuch versetzen würdest.
// Schritt 2: Hinterfrag deine Einstellung
Die meisten Leute überspringen diesen Punkt. Aber wenn man sich zu Beginn erstmal fragt, mit welchen Erwartungen man loslesen will, kann das helfen, Enttäuschungen zu vermeiden und nicht das Wichtigste zu verpassen.
- Überleg mal: Was spricht dich an der Bibel an? Wonach suchst du in ihr? Wenn du dich auf eine Frage oder ein Problem eingeschossen hast oder eine Lösung suchst, kann es sein, dass du vieles, was die Bibel sonst noch zu bieten hat, gar nicht erst wahrnimmst. Du verpasst die Schätze vor dir. Also: Welches „Gepäck“ bringst du zum Bibellesen mit?
- Apropos „Gepäck“: Erzähle Gott, was dich gerade beschäftigt. Bitte ihn, sich darum zu kümmern und dir einen freien Kopf zu geben, damit du wach bist für das, was im Text an Weisheit für deinen Alltag drinsteckt. Erlaube ihm, dir das zu zeigen, was ihm wichtig ist. Und bitte den Heiligen Geist, dir zu helfen, genau das verstehen.
// Schritt 3: Lies den Text richtig
Klingt einfach, ist es aber nicht. Wusstest du, dass die meisten Menschen falsch lesen? Damit sind nicht etwa Leute mitnehmen Leseschwäche gemeint, sondern die ganz normalen 0815-Leser wie du und ich. Wir alle verstehen und behalten nur einen Bruchteil von dem, was uns vor die Nase oder Lesebrille kommt. Ist blöd, ist aber so. Gewöhn dir daher an, einen Bibeltext mehrfach zu lesen. Und stelle Fragen an den Text:
- Was ist das Thema, worum geht’s?
- Was sind die Schlüsselworte? Welche Begriffe tauchen wiederholt auf?
- Welche Stimmung vermittelt der Text? Was wird dadurch deutlich?
- Noch ein Tipp: Wenn dich „richtiges Lesen“ interessiert, dann schnapp dir ein Buch zu dem Thema oder google mal, wie das geht.
// Schritt 4: Denk über den Text nach
Hast du alles verstanden, was du gelesen hast? Gibt es Wörter oder Gedanken, die dir nicht einleuchten?
- Hol dir ein Bibel-Lexikon und schlag nach, was du nicht verstehst. Denk daran: Beim Bibellesen sollte es zuerst darum gehen, zu verstehen, was da steht. Was das für dich bedeutet, kommt später.
- Was für einen Text hast du da eigentlich vor dir? Einen Brief? Eine Prophetie? Ein Geschichtsbuch? Das Alte oder das Neue Testament? In welchem Zusammenhang steht der Text? Wie haben ihn die Menschen damals verstanden?
- Jetzt geht’s darum, was man für sich daraus ziehen kann. Was kannst du in dem Text über den Vater im Himmel, Jesus oder den Heiligen Geist lernen? Welche Gedanken fordern dich heraus? Was ermutigt dich? Was gefällt dir gar nicht?
// Schritt 5: Rede mit Gott darüber
Wenn du hier angekommen bist, hast du durch die Antworten auf die letzten Fragen von Schritt 4 schon eine Ahnung, was du für dich aus dem Text mitnehmen kannst. Dann ist jetzt der passende Moment, um dich mit Gott darüber auszutauschen. „Stille Zeit“ heißt ja nicht, dass man die ganze Zeit schweigt, sondern dass man mit Gott über die eigenen Gedanken redet und hört, was er dazu zu sagen hat. Still sein heißt für mich, dass ich mich nicht gleich in Aktionismus stürze, nachdem ich bestimmte Erkenntnisse aus der Bibel gewonnen habe. Sondern dass Gott derjenige ist, der die Gelegenheiten schenkt, aktiv zu werden.
- Welche Eigenschaft Gottes hast du im Bibeltext entdeckt? Danke ihm dafür.
- Sage ihm, wie du dich nach dem Bibellesen fühlst und was dir wichtig geworden ist.
- Rede mit ihm über die praktischen Folgen, die das für dich haben könnte.
// Schritt 6: Wende deine Erkenntnisse an
Du hast es bestimmt schon gehört: Man behält wesentlich mehr von dem, was man tut, als von dem, was man nur hört und liest. Das ist auch das Geheimnis der Leute, die sich Bibelstellen so gut merken können: Sie leben mit der Bibel. Sie ist ein fester Teil ihres Alltags. Möchtest du das auch für dich?
- Nimm dir vor, das in dein Leben einzubauen, was du in der Bibel für dich entdeckt hast. Ahme Gottes Wesen nach. Guck bei Jesus ab, wie er mit Menschen umgegangen ist. Bitte ihn, dir Liebe zu geben, damit du so handeln kannst.
- Denk daran, was in Johannes 14,23 steht: „Wer mich liebt, wird sich nach meinem Wort richten.“ Wenn du das tust, wirst du nicht nur mehr Spaß beim Bibellesen haben, sondern auch ganz nebenbei etwas in deinem Umfeld verändern.
// Schritt 7: Wiederhole deine Gedanken
Denk doch mal an die Asse, die mit Bibelstellen jonglieren wie Artisten im Zirkus. Es gibt ein Geheimnis dabei, das eigentlich keins ist: Wiederholung.
- Ich habe mir angewöhnt, vor jedem Bibellesen einmal kurz zu wiederholen, was ich beim letzten Mal gelesen habe und was mir wichtig geworden ist. Probier das mal aus!
- Als Hilfe dienen mir dabei meine Markierungen in verschiedenen Farben: Rot sind Bibelverse, die ich auswendig lernen will, gelb interessante Gedanken, orange Infos zur Gliederung und grün kuriose Sachen oder Fakten.
- Außerdem schreibe ich manche Impulse in ein Tagebuch. Natürlich geht das auch mit dem PC. Finde die Schreib-Variante, die zu dir passt. Denn das Tolle daran ist, dass du dann einen Erinnerungsschatz hast, in den du immer wieder reingucken kannst, um zu sehen, was Gott dir klargemacht hat und wie sich eure Freundschaft entwickelt hat.
Bildrecht: Flügelfrei.