Was denkt Gott über Umweltzerstörung? Das fragte ich mich, als ich in Peru die Dschungelprovinz Madre de Dios (Mutter Gottes) besuchte. Dschungel? Was ich hier sah, glich eher einem Kriegsschauplatz: tausende kriminelle Goldschürfer graben den einst artenreichen Regenwald um. Zehntausende Quadratkilometer verseuchter Sand, da wo vor kurzem noch Papageien, Affen und Indianer lebten. Vergiftete Flüsse, Kranke und unzählige Kinder, die in den Schürfgebieten schwer arbeiten oder sich prostituieren müssen. Alles wirkt wie im Krieg, ein Krieg gegen das Leben, gegen die Menschlichkeit und gegen Gott, denn er ist der Ursprung allen Lebens.
Dieser Krieg herrscht weltweit vor: Zwischen 1970 und 2010 hat der Mensch die Zahl aller Wirbeltiere auf der Erde halbiert. In den Anden sind bereits 50% aller Gletscher geschmolzen und der Klimawandel wird vermutlich bis 2050 zu einer Abnahme der Agrarproduktion um bis zu 80% führen. Die UNO erwartet bis dahin 400 Millionen Klimaflüchtlinge; der Kampf um Ressourcen wird immer härter werden. Es ist eine Krise, wie sie die Menschheit noch nie erlebt hat, denn ohne Natur ist kein Leben möglich.
Manche Christen glauben, Umweltzerstörung sei Gott egal oder entspreche sogar seinem Willen. Dabei beschreibt die Bibel ganz eindeutig, wie die Beziehung zwischen Gott, Mensch und Natur auszusehen hat. Die Natur ist ein wesentlicher Bestandteil von Gottes geliebter Schöpfung. Siebenmal bezeichnet er sie in 1 Mose 1 als gut. Sie ist wie ein Garten, in dem Gott, Menschen und die übrigen Geschöpfe in Harmonie leben.
Gott übertrug seine Verantwortung als Erhalter des Gartens Adam und Eva: Sie sollten den Garten „bebauen“ und „bewahren“ und ihrem Schöpfer so damit dienen. Doch mit dem Sündenfall vergaßen sie ihren Auftrag und von nun an bestimmt Sünde das Verhältnis zwischen Mensch und Natur.
Um die Welt von der zerstörerischen Sünde zu befreien, schickt Gott die Sintflut, und schließt danach einen Bund nicht nur mit Noah, sondern auch „mit allen Tieren auf der Erde“ (1 Mose 9,9-10). In 1 Mose 1,22 segnet Gott die Tiere sogar noch vor dem Menschen. Sie sollen die Erde füllen. Es ist ganz klar: Mensch und Natur sind gemeinsam Gottes gesegnete Bundesgenossen. Und doch zerstört der Mensch die Natur, ohne dass wir Christen die Stimme erheben.
In den Psalmen betet die Schöpfung Gott an und gibt Zeugnis seiner Größe. Bedeutet die globale Zerstörung der Natur dann nicht, dass es immer weniger Anbetung und Gotteszeugnis gibt? Und das Reich Gottes? Jesajas Formulierung führt uns zurück in den Garten, dessen Harmonie der Messias wiederherstellt; sodass Wolf, Lamm und Mensch friedlich zusammenleben können (Jesaja 11,6). Versöhnung mit Gott gehört für Jesaja genauso zum Himmelreich wie soziale Gerechtigkeit und ökologische Harmonie.
Den Begriff „Welt“ in Johannes 3,16 können wir wörtlich nehmen, denn laut Galater 1 wurde alles, was auf der Erde lebt, durch Christus und für Christus erschaffen – nicht nur wir Menschen. Deshalb muss unsere Herrschaft über die Natur Ebenbild der gerechten Herrschaft Gottes sein, so wie wir selbst Ebenbild Gottes sind. Vorbild für unser Verhältnis zur Natur ist Christus, der als „Erstgeborener der Schöpfung“ kam, nicht um selbstsüchtig zu herrschen, sondern um zu dienen (Kolosser 1,15; Markus 10,45). Die Natur ist Teil der Heilsgeschichte. Der Mensch soll die Natur bewahren und verantwortlich nutzen. Denn sie gehört Gott. Sie kommt von Gott, sie spricht von Gott, sie lobt Gott und sie ist Gottes geliebter Bundespartner.
Diese Botschaft muss uns wach rütteln! Die Bibel beruft zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Gottes Welt. Sind wir bereit, diesem Ruf zu folgen?
Jens Bergmann leitet die Arbeit von Chance e.V., einer christlichen Organisation, die sich dafür einsetzt, dass peruanische Amazonasindianer und kenianische Massai ihre ganzheitliche Lebensqualität selbstbestimmt verbessern, ihre Wirtschaft nachhaltig stärken und ihre Umwelt bewahren können: www.chance-international.org