Hinter der Fassade käuflicher Liebe

*Lorena kommt aus Rumänien. Auf den Arm hat sie den Namen ihrer Tochter tätowiert, *Teea. Sie ist zwei und lebt in Rumänien bei Lorenas Schwester. Lorena weint. Teea hat sie bei ihrem letzten Besuch nicht mehr erkannt. Lorena kann nicht oft nach Rumänien kommen und ihre Tochter sehen. Das hat verschiedene Gründe: Sie lebt in Köln mit ihrem „Freund“, einem Mann, der sie dazu nötigt, sich zu prostituieren. Er ist im Grunde genommen ein Zuhälter und kein Freund. Das Geld, das sie nicht an ihn abtritt, schickt Lorena nach Rumänien, für Besuche ist nur selten etwas übrig. Ihre Familie darf nichts darüber erfahren, wie sie in Deutschland ihren Lebensunterhalt verdient. Lorena ist verzweifelt. Sie wünscht sich ein besseres Leben für ihre Tochter, doch sie kann nicht bei ihr sein. Sie verachtet sich selbst für das, was sie tut, hat das Gefühl, wegen ihres Lebens in der Prostitution nichts mehr wert zu sein – und doch kann sie nicht aussteigen.

 Schätzungsweise 400.000 Frauen prostituieren sich in Deutschland, viele Schicksale gleichen dem von Lorena. In vielen Fällen geraten Frauen aus schierer Armut in die Prostitution. Der häufigste Weg von deutschstämmigen Frauen in die Prostitution klingt wie aus einem Film. Es ist die sogenannte Loverboy-Masche: Ein Mann sucht sich eine junge Frau aus, oft noch ein Mädchen im Alter von 12 bis 14 Jahren, spielt ihr die große Liebe vor, macht ihr Geschenke und schwört ihr ewige Treue. Dann versucht er sie nach und nach von Freunden und Familie zu isolieren und macht sie so emotional abhängig. Nach einiger Zeit bittet er sie um Hilfe: Häufig erzählt er von Spielschulden oder Krankheit und nötigt sie, sich zu prostituieren, um ihm damit vermeintlich zu helfen. Aus Angst und Naivität willigt sie ein. Rebelliert sie mit der Zeit, wird sie mit Drogen und Gewalt gefügig gemacht.

 Die Geschichten von Frauen, die sich prostituieren, sind vielschichtig. Oft spielen Enttäuschungen, finanzielle Probleme, fehlende Perspektiven, Sorgen um die Liebsten, aber auch Gewalt und Drogen eine maßgebliche Rolle. Häufig glauben die Frauen, dass sie von dem, was ihnen passiert ist und was sie getan haben, nicht mehr wegkommen.

Katharina K. von einem christlichen Projekt, das Frauen aus der Prostitution hilft, glaubt, dass das Thema in christlichen Kreisen oft totgeschwiegen wird. Prostitution sei ein Tabuthema und mit Unsittlichkeit behaftet. Und doch entstehe gerade aus einer christlichen Haltung der Nächstenliebe heraus eine Verantwortung, das Schweigen zu brechen. Die Initiative macht Streetwork, geht also auf den Straßenstrich und in Bordelle, um dort für Frauen zu beten und ihnen konkrete Hilfe beim Ausstieg anzubieten. Ziel ist es, Frauen dabei zu helfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ihren Wert zu erkennen, Hoffnung zu schöpfen und Gottes Gegenwart zu spüren. Die Initiative erreicht mehrere hundert Frauen in Prostitution im Jahr, doch nur wenige schaffen den Schritt heraus, selbst mit Hilfe von außen. Pro Monat sind 800 Euro nötig, um eine einzige Frau beim Aussteigen zu unterstützen. Die Arbeit ist oft von Rückschlägen geprägt. Doch im Moment ist Katharina K. dankbar und zuversichtlich: Eine der Frauen, die sie seit Monaten betreut, hat gerade eine Wohnung und einen Job gefunden.

Sophie Weckemann

 

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