Frohe faire Weihnachten!

 

 

Eigentlich sollte das ein Blogeintrag über Weihnachtsstress werden. Doch noch wichtiger als Tiefenentspannungs-Praktiken gegen selbstverschuldeten Weihnachtsstress finde ich das Thema „Weihnachtsverantwortung“. Denn besonders das „Fest der Liebe“ lädt dazu ein, dem Konsumgeist auf den Leim zu gehen. Die Paradoxie dahinter lädt zum Nachdenken ein.

 

Stille Nacht, gruslige Nacht …

Zur Weihnachtszeit wird hierzulande deutlich mehr konsumiert als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt im Jahr. Naja, wie sonst will man den üblichen „weihnachtlichen Tätigkeiten“ nachkommen: Es wird geschmückt, geschlemmt, gewünscht, verpackt, verschenkt. Um das Fest bei uns „traditionell“ zu begehen, braucht es nun mal Zeug! Wer jedoch kein getriebener Konsumzombie sein will, sollte unbedingt einen Blick hinter die gängige Praxis werfen – besonders, wenn er oder sie das christliche „Fest der Liebe“ aus Überzeugung feiert und weiß, was es damit auf sich hat. Denn wer die Prinzipien hinter der Weihnachtsbotschaft hochhält – seien es Liebe, Dienen, Barmherzigkeit oder Menschlichkeit – hat besondere Verantwortung, wenn es darum geht, den X-mas-Rausch in die Schranken zu weisen. Und damit der generellen Konsumgeilheit der westlichen Welt. Weihnachten ist eine Chance, sich über die Folgen des eigenen (Kauf-)Verhaltens Gedanken zu machen und Verantwortung zu übernehmen. Also mal Lametta bei die Weihnachtsgänse …

 

#1 In der Weihnachtsbäckerei

Schoko-Adventskalender, Lebkuchen, Dominosteine, Pralinen, Plätzchen … ein kleines Gruselkabinett, zoomt man mal das Kleingedruckte auf der hübschen Verpackung heran. Tatsächlich ist es nicht nur der Zuckergehalt, der zum Schaudern einlädt. Ein wesentlicher Bestandteil vieler unserer Weihnachtssüßigkeiten ist Palmöl. Klingt geschmeidig! Was daran einem die unschuldige Weihnachtsfreude verderben könnte? Nur ein Beispiel: Für Palmöl-Plantagen wurden 2015 in Indonesien mehr als 15 Mio. Hektar Regenwald gerodet. Die Plantagen verschmutzen nicht nur die Atmosphäre, sondern rauben Mensch und Tier ihren Lebensraum. Das Weihnachtslied „Es ist kein Raum für Dich“ bekommt damit eine völlig neue Facette! Und auch im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit hat Schokolade fiese Schattenseiten: Durch den Konsum üblich hergestellter Produkte werden Kinderarbeit und Hungerlöhne unterstützt. Denn beim Großteil unserer Weihnachtsnaschereien wird unfair produzierte Schokolade verarbeitet. Da wünscht man seinen Liebsten „frohes Fest“ und drückt ihnen Pralinen in die Hand, für die Bauern über den Tisch gezogen wurden? Das nennt man auch „pietätlos“. Zum Glück wissen die meisten das nicht. Oder blenden es aus? Wer will schon zum Friede-Freude-Lebkuchen-Fest ein schlechtes Gewissen haben?

Tipp: Fairtrade-Schokolade ohne Palmöl kaufen

 

#2 O holy present

Die Schauerweihnacht geht weiter: Was packen wir denn so aus? Auf den oberen Plätzen hält sich Jahr für Jahr wacker: Spielzeug. Na klar! Da leuchten die Kinderaugen. Aber auch die des Exportweltmeisters China, der den Weltmarkt zu 70 Prozent abdeckt, wenn es um Spielwaren geht (handelsblatt.com). Was unseren Kleinsten von namhaften Herstellern schmackhaft gemacht wird, hat oftmals einen schmutzigen Weg hinter sich. Wo niedliche Puppen, bunte Bauklötze und Bälle aller Art produziert werden, sind Hungerlöhne keine Seltenheit. Und auch von Arbeitsschutzregeln haben die meisten chinesischen Produzenten noch nie etwas gehört. Damit nicht genug, enthalten ihre Spielwaren in vielen Fällen gefährliche Chemikalien, über dessen Einsatz nichts nachgewiesen werden muss – kein Wunder, dass eindringlich vor dem Ramsch aus Fernost gewarnt wird.

Tipp: Auf Gütesiegel und Herkunftsland achten

 

#3 Knusper knusper Gänschen

Was wäre Weihnachten ohne Festessen? Wir schwenken auf den üppig gedeckten Esstisch zu Heiligabend. Der Gänsebraten duftet verführerisch! Wie gut, dass man der Mastgans ihre Herkunft nicht ansieht, sonst könnte einem noch der Appetit vergehen, um Himmels Willen! Glücklicherweise kann uns Knusper-Gustav nichts mehr darüber erzählen, unter welchen Bedingungen er sein Dasein gefristet hat. Denn die meisten seiner Artgenossen stammen aus Massentierhaltung – preisgünstig „produziert“, mit Antibiotika und anderen Medikamenten behandelt, Tag für Tag mit Futter vollgepumpt, und – weil man ja auch etwas von den Daunen haben will – bei lebendigem Leibe gerupft. Apropos Futter für Tiere aus Massenställen: Das besteht heutzutage überwiegend aus Soja, für dessen Anbau Regenwald gerodet wird. Wer das lieber ausblendet und es zudem nicht geschmacklos findet, das Fest der „Liebe“ mit einer Gans aus Massentierhaltung zu krönen: Gut‘n!

Tipp: Bioware bevorzugen, Fleischkonsum einschränken

 

#4 Wie giftig sind deine Blätter

Nach der Völlerei geht’s ans Eingemachte. Nach einem bekannten Werbespruch wird Weihnachten nämlich „unterm Baum“ entschieden. Wir machen uns deshalb auf den Weg ins Wohnzimmer, dort, wo üblicherweise das prachtvoll geschmückte Teil steht, von dem in der Werbung die Rede ist. (Wer einen Bio-Baum hat oder unter den abfälligen Blicken anderer Jahr für Jahr den Plastikbaum aufstellt, kann diesen Abschnitt getrost überlesen.) Herrlich – der Duft von frischem Holz und Tannennadeln! Doch sollte man nicht zu tief einatmen, da man sonst in der Gefahr stehen könnte, einen Chemiecocktail in sich aufzusaugen. Denn die meisten Bäume werden mit Pestiziden behandelt, um sie vor Schädlingen zu schützen. Naja, Weihnachten mit Atemschutzmaske hat doch auch was! Da kann man dann aus dem Familienbild ein Wer-ist-wer-Rätselbild für die Verwandtschaft machen. Doch Pestizide machen nicht nur uns krank, sondern schaden auch Tieren und Umwelt. Wer genau wissen will, welche verheerenden Folgen der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hat, sollte sich beim Googlen warm anziehen. Fangen wir mal mit dem Gruselwort des Jahres 2016 an: Glyphosat. Wer die Hardcore-Version will, sollte noch das kleine Wörtchen „Auswirkungen“ ergänzen. O du fröhliche!

Tipp: Bio-Baum kaufen

 

#5 O gerodeter Baum

Wir überspringen den schiefen Weihnachtsgesang bei Kerzenschein und widmen uns direkt der Bescherung. Ein wunderschöner Anblick – die vielen bunten Geschenke. Die meisten kennen vermutlich den Anflug von Wehmut, wenn die liebevoll verpackten Geschenke aufgerissen werden sollen und das hübsch bedruckte Papier seinen Zweck erfüllt hat. Es tut noch mehr weh, wenn man bedenkt, wie viele Bäume für die Wegwerfware Geschenkpapier gerodet wurden. Wie viel Wald wohl an Weihnachten auf diese Weise in der Tonne landet? Dabei haben wir ein deutliches Ressourcenproblem. Ein paar hard facts: Laut wwf verbraucht Deutschland so viel Papier wie Afrika und Südamerika zusammen. Für unseren massiven und stetig wachsenden Bedarf an Papier werden leider auch illegal Wälder gerodet. Wie wäre es also mit einer Schweigeminute nach dem Geschenkeauspacken? Hilft bloß nix, wenn man anschließend unbeeindruckt weiterpapiert wie bisher. Mal ganz abgesehen von den Müllbergen zu Weihnachten: Ressourcen schonen geht anders, oder?

Tipp: Auf Papier-Siegel achten, Geschenkpapier wiederverwenden, alternativ verpacken

 

Das sind nur ein paar Konsum-Beispiele zu Weihnachten. Ein paar Tipps, wie man auch über die Weihnachtszeit hinaus Verantwortung übernehmen kann:

 

  1. Eigenes Konsumverhalten reflektieren
  2. Sich über Produkte informieren
  3. Nachhaltig und fair produzierte Ware bevorzugen
  4. Dinge selbst machen und Altes verwerten
  5. Vorbild sein, andere informieren

 

Es geht auch anders! 🙂

Frohes faires Fest!

 

N. Enns

 

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